Transformation durch Qualifizierung

In Zeiten von Digitalisierung, Industrie 4.0 und Elektromobilität gilt: Will man aktiver Teil der neuen Arbeitswelt sein, müssen sich Unternehmen und Arbeitnehmer radikal anpassen. Aber auch Sozialpartner und Politik sind gefragt, wenn es darum geht: Wie schaffen wir Zukunft?

Fortschritt macht arbeitslos... nicht, wenn man Teil davon ist

Immer wieder geistern Schreckensszenarien durch die Medien: Killer Künstliche Intelligenz! Der alles vernichtende Roboter! Horrorvisionen unserer Zeit? Wohl kaum: Bereits 1978 titelte „Der Spiegel“: Die Computer-Revolution – Fortschritt macht arbeitslos. Das Magazin warnte damals vor der Massen-Arbeitslosigkeit durch die Einführung der Personal Computer. Über 40 Jahre später wissen wir, dass sich dieses Szenario nicht bewahrheitet hat.

Doch die Angst vor Veränderung bleibt – sie ist Teil der menschlichen DNA. Warum? Diese Frage ist interessant, aber nicht zielführend. Die Fragen, die wir uns stellen müssen, lauten vielmehr: Wie wollen wir mit unserer Angst umgehen? Und wie wollen wir heutigen und zukünftigen Transformationen begegnen?

Veränderungsbereitschaft muss selbstverständlich werden

Jede Transformation in der Arbeitswelt ist eng verzahnt mit qualifikatorischen Veränderungen. In Zeiten von Digitalisierung, Industrie 4.0 oder Elektromobilität gilt das mehr denn je. Anders ausgedrückt: Will man aktiver Teil einer neuen Arbeitswelt bleiben, ist für viele die berufliche Veränderung unausweichlich. Und um sie zu meistern, kommt der Weiterbildung eine Schlüsselrolle zu.

Baden-Württemberg hat hohe "Digitalisierungsquote"

Im bundesweiten Vergleich hat der baden-württembergische Arbeitsmarkt laut einer IAB-Studie mit das meiste Substituierbarkeitspotenzial. Dies liegt unter anderem an der historisch gewachsenen Branchenstruktur. Das heißt: Ein großer Teil der Beschäftigten in Baden-Württemberg ist im „Verarbeitenden Gewerbe“ tätig. Also in Bereichen wie der M+E-Industrie, die Güter und Waren in Fabriken und Anlagen produzieren oder verarbeiten – und bereits in den letzten Jahren immer stärker automatisiert und digitalisiert wurden.

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Der Anteil in Baden-Württemberg ist mit mehr als 2 Prozentpunkten über dem Bundesschnitt besonders hoch.

Veränderung schafft neuartige Arbeitsplätze

Nun darf Substituierbarkeitspotenzial nicht als Vorhersage für Beschäftigungsverluste missverstanden werden. So zeigt beispielsweise eine aktuelle ZEW-Studie, dass technologischer Wandel zwar zu Verschiebungen der Arbeitsplätze führt, nicht jedoch zu einem Ab- oder Anstieg des Arbeitsangebots insgesamt. Vielmehr werden sich die Arbeitsplätze wandeln – von Routine- hin zu analytischen und interaktiven Tätigkeiten. Dies gilt auch für die M+E-Branche:

Transformation ist machbar – wenn jeder seinen Teil leistet

Mit einem Blick in die Vergangenheit können wir zwar sagen: Wir haben die bisherigen Veränderungsprozesse stets erfolgreich gemeistert. Doch leider können wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen. Denn die Transformation, die wir heute erleben, benötigt keinen klassischen Change-Prozess. Vielmehr entstehen neue, disruptive Geschäftsmodelle und ein komplett neuer Referenzrahmen. So war etwa das Automobil eine disruptive Technologie zur Pferde-Kutsche.

"Die Transformation lässt eine Zukunft entstehen, die völlig neu ist. Sie hat die Eigenschaft systemisch zu wirken. Dabei werden die Spielregeln und der Referenzrahmen des Systems selbst verändert. Es geht nicht mehr um eine Verbesserung des Bestehenden, sondern die Organisation, das Geschäftsmodell oder sogar das Weltbild wird neu erfunden." Reza Razavi, Transformationsexperte bei BMW

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Folgende „to do’s“ stehen explizit für die Akteure der M+E-Branche bereits heute fest:

  • Die M+E-Unternehmen müssen in den nächsten Jahren noch mehr in die Transformation investieren. Sie müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen und jedes mögliche Mitarbeiter-Potenzial mit passenden Aus- und Weiterbildungen heben. Denn Studien zeigen, dass 58 Prozent aller Beschäftigten bis 2025 eine Neu- und Weiterqualifizierung benötigen werden, 19 Prozent davon sind auf eine zusätzliche Ausbildung oder Umschulung angewiesen. Mehr erfahren!
  • Gleichzeitig benötigen sie Mitarbeiter, die willens sind, sich und ihre Jobprofile anzupassen. Heute bedeutet Weiterbildung nicht mehr zwingend Jobaufstieg, sondern in erster Linie: Joberhalt! Die Zeit, die Augen vor dem Wandel zu verschließen, ist vorbei. Mehr erfahren!
  • In diesem Kontext können Gewerkschaft und Betriebsrat wichtige Überzeugungsarbeit in der Belegschaft leisten: Nur wer sich weiter bildet, kann eine Zukunft in der M+E-Branche haben. Mehr erfahren!
  • Und, last but not least, muss die Politik einen sinnvollen Rahmen bieten, der Beschäftigten und Sozialpartnern Orientierung bietet – ohne jedoch überzuregulieren.

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